Eisenmann überzeugt in Hörschwag

Kultusministerin Susanne Eisenmann war vor kurzem auf Einladung des KPV-Bezirksverbands Württemberg-Hohenzollern zu Gast in Burladingen-Hörschwag. Die vollbesetzte Halle machte es deutlich: Diese Ministerin kommt bei den Menschen an.
Zusammen mit dem CDU-Bezirksfachausschuss für Bildung und Schule und dem Arbeitskreis Bildung des CDU-Kreisverbands Reutlingen hatte die Kommunalpolitische Vereinigung der CDU in den kleinsten Burladinger Stadtteil eingeladen.
Unter den Klängen der „Hörschwager Polkafreunde“ – auf der Alb werden Polit-Events noch zelebriert – war die Ministerin zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Karl-Wilhelm Röhm und dem CDU-Bezirksvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß eingezogen. Zuvor mussten noch weitere Tische und Stühle aufgestellt werden, so groß war das Interesse der Besucher.
Der KPV-Bezirksvorsitzende Reinhold Teufel machte in seiner Begrüßung deutlich, dass wohl kein Thema den Nerv der Menschen so sehr treffe wie die Bildung. Große Denker unserer Zeit sinnieren darüber, ob man nun eine Bildungsreform oder eine Bildungsrevolution bräuchte. Starre Lehrpläne und Zensuren sind für sie überkommene Überbleibsel des Taylorismus und hätten mehr mit der Welt des preußischen Bildungsreformers Wilhelm von Humboldt zu tun als mit der von Google, Amazon, Facebook und Apple dominierten Welt, in der wir heute leben.
Für die Menschen vor Ort seien oftmals aber andere Dinge wichtig: Wie geht es mit unseren Schulen weiter? Bleibt die kleine Dorfgrundschule erhalten? Welches ist die richtige weiterführende Schule für mein Kind? Von Dr. Susanne Eisenmann erwarten sich viele Antworten auf diese Fragen, nachdem das Kultusministerium in der zurückliegenden Legislaturperiode eher für Verunsicherung denn für Sicherheit gesorgt hatte.
Ihr sei es einfach wichtig, „vor Ort zu hören“, wo die Themen liegen, die den Menschen hier in in der Bildungspolitik wichtig sind, begann anschließend die Ministerin ihren Vortrag.
11,5 Milliarden Euro, damit jeden fünften Euro des Landesbudgets, investiere Baden-Württemberg in den Bereich Bildung, „wir sind damit im Ländervergleich ganz weit oben“, so Eisenmann. Unstrittig allerdings sei: Baden-Württemberg habe ein „Qualitätsproblem“. So verlasse jedes fünfte Kind die Grundschule, ohne wirklich lesen zu können.
Lesen, Rechnen, Schreiben – mehrfach sprach die Kultusministerin diese Grundlagen des schulischen Lernens an. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ sei diesbezüglich die bittere Wahrheit. Baden-Württemberg habe es tatsächlich versäumt, sich in Sachen Bildungspolitik weiter zu entwickeln, sagt die CDU-Politikerin. Gleiches gelte für die Lehrerversorgung. Obwohl gewusst habe, dass bei den Lehrern eine Pensionierungswelle rolle, seien zu wenig junge Kräfte ausgebildet worden. Hier sei sofort umgesteuert worden, nachdem das Kultusministerium wieder CDU-geführt war. Allerdings dauere es jetzt eben seine Zeit, bis die zusätzlichen Lehrer auf den Arbeitsmarkt kommen.
Deshalb müssen die Lehrer, die schon da sind, trotz Personalmangel den Spagat leisten, schwächere Schüler zu fördern, ohne besonders fähige dabei zu vergessen – und das mit schöner Regelmäßigkeit auch fachfremd.
Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Wandel, den gerade auch die Industrie- und Handwerksbetriebe im ländlichen Raum zu spüren bekommen. Es sind die Eltern, die ihre Kinder Richtung Studium drängen. Dabei sei das duale Bildungssystem in Deutschland vorbildlich.
Handwerker, das wurde in der Diskussion deutlich, klagen über Geringschätzung, die sie erfahren. Überhaupt: Warum gibt es ein Studium kostenlos, während die Meisterausbildung richtig viel Geld koste? Was auch Susanne Eisenmann für „total ungerecht“ hält.
Die Schüler wiederum finden es unfair, dass ihr Abitur in Baden-Württemberg doch ungleich schwerer sei als in so manch anderem Bundesland, und dennoch bei der Vergabe der Studienplätze der Notenschnitt noch immer entscheiden sei. Auch das sieht Baden-Württembergs Kultusministerin als dringende Aufgabe. Es müsse eine Angleichung geben, ohne das Niveau zu senken. Auch Eltern meldeten sich zu Wort und beklagten, dass es in manchen Regionen nicht mehr möglich sei, Kinder auf die Realschule zu schicken, weil diese fast vollständig in Gemeinschaftsschulen umgewandelt wurden. Eisenmann machte deutlich, dass sie die Gemeinschaftsschulen nicht schlecht machen wolle und diese Schulform auch nicht schlechter behandelt werden soll als andere. Allerdings machten diese Aussagen von Eltern deutlich, dass die Menschen tatsächlich etwas anderes wollen als dies von der letzten Landesregierung gebetsmühlenhaft proklamiert wurde.
Das Schlusswort blieb der Leiterin des Arbeitskreises Bildung im CDU-Kreisverbands Reutlingen, Annegret Lucas vorbehalten. Sie bedankte sich bei Ministerin Susanne Eisenmann für ihr Kommen und bestärkte sie in ihrer Arbeit für die Kinder und Jugendlichen im Land.
Hervorragende Gastgeber im Hörschwager Bürgerhaus waren die Aktiven der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. Ihre perfekte Vorbereitung und Bewirtung wurde mit viel Lob bedacht.